Erdbebenhilfe vor Ort

Zwischen dem 11.02.2023 und 18.02.2023 befanden sich fünf Personen der Schwabenhilfe Augsburg in der türkischen Region Hatay.
Sie halfen vor Ort bei den Bergungen und unterstützten mit den Spendengeldern betroffene Menschen.
Wir möchten uns bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken. Auch weiter eingehende Geldbeträge gelangen zu 100 % in die Erdbebenregion.
In diesem Beitrag sind die Erfahrungen vor Ort aufgeführt.

18.02.2023

Wir sind wieder zurück! Während Adrian wieder in Köln gelandet ist, sind wir, samt Seraps Mutter, in München angekommen. Für uns geht es jetzt nach Hause. Hinter uns liegt eine anstrengende Woche, in der wir aber einen Beitrag leisten konnten den Menschen vor Ort zu helfen.

Einen zusammenfassenden Beitrag werden wir in den kommenden Tagen auf unsere Website stellen.

An dieser Stelle aber nochmal der Dank an alle Spenderinnen und Spende, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre!

Einsatztrupp samt Seraps Mutter und der Abholer am Flughafen

17.02.2023 – Abend

So, der letzte Post des heutigen Tages.

Nachmittags ging’s für uns in die Suburbs, was auch immer mit der Gefahr verbunden ist, dass sich aus einer gut gemeinten Hilfsauslieferung eine dynamische Situation entwickelt, die für Helfer unangenehm werden kann. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass man nicht blauäugig rangehen kann, oder eben mit negativen Ereignissen rechnen muss.

Für uns bedeutete das konkret, zuerst eine Lagefeststellung vor Ort durchzuführen und dann mit Blick aufs Gelände einen Plan zu fassen und umzusetzen. Die Zeltstadt, die wir ausgewählt hatten, lag an einer Hauptverkehrsstraße, auf der Mittelinsel der beiden Straßen waren ebenfalls Katastrophengeflüchtete untergebracht und auf der gegenüberliegende Seite, zwischen den Ruinen, leben ebenfalls durchs Erdbeben obdachlos gewordene Menschen.

Die einzelnen Gruppen sind sich, ob der absoluten Ausnahmesituation in der sie leben, auch nicht immer wohlgesonnen und so begannen wir, Zelt für Zelt vorzugehen und jeder Familie zumindest einen Ofen, Getränke, sowie Hygieneartikel zu überreichen. Durch ständige Störungen nahm das extrem viel Zeit in Anspruch und es wird verwundern, aber mental war es vermutlich einer der anstrengendsten Einsätze während unseres Aufenthaltes.

Während ich diese Zeilen schreibe, sind wir noch gar nicht fertig mit unserer Auslieferung. Doch unser Zeitfenster schließt sich allmählich, denn für uns geht es heute mitten in der Nacht nach Adana, um den Flieger zurück nach Deutschland zu erreichen. Wir werden mit dem gleichen Wissen wieder nach Hause fliegen, mit dem wir gestartet sind: Wir können die Welt nicht retten. Aber wir können unseren Beitrag als vom Schicksal privilegierte Menschen dazu leisten, der Welt zu zeigen, dass sie uns nicht egal ist. „Thoughts and prayers“ sind gut, aber die Tat macht den Mensch!

Wir melden uns wieder, wenn wir gelandet sind und wünschen allen Fußball- und Eishockeyfans heute Abend maximale Erfolge!

Euer Trupp der Schwabenhilfe Augsburg vor Ort

17.02.2023 – Mittag

Vormittags fuhren wir über Dörfer, um unsere Spenden an die Menschen zu bringen. In erster Linie pfuschen wir dabei nicht in die Dorfstrukturen und -hierarchien hinein. Es stellt sich aber sehr schnell heraus, wer von den Spenden eher weniger sieht und wer mehr. Hier steuern wir, wenn möglich, nach und bringen auf diskretem Weg die benötigten Güter.

Realität ist auch, dass wenn Männer entscheiden und anfordern, Damenbinden oder andere Artikel nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Unser Team ist allerdings mit dem weiblichen Part der Gruppe, Serap, sehr gut aufgestellt. Auch die psychosoziale Betreuung hat sie in den vergangenen Tagen ausgezeichnet gemeistert.

Die Türkei hat währenddessen der Masse der syrischen Kriegsflüchtlinge eine Aufnahme angeboten. Einen Teil davon treffen wir auch auf unseren Touren. 

Haben wir gestern noch vom Schlafen im Freien gesprochen, ist hier der Hinweis geboten, dass es im syrisch-türkischen Grenzgebiet Realität ist, Kinder und Erwachsene bei diesen Temperaturen barfuß zu sehen. Von der medizinischen Grundversorgung ganz abgesehen. 

Auf unseren Touren verteilen wir auch immer Artikel, die den Menschen in solchen Situationen abgehen. Tabak ist äußerst beliebt in dieser Region und wird daher auch verteilt. Die Kosten dafür tragen wir Freiwilligen selbst, damit sich jeder Spender mitgenommen fühlt. Häufig sind aber genau diese Kleinigkeiten der ideale Einstieg für inhaltsstarke Gespräche und stellen eine vertrauensbildende Erstmaßnahme dar.

Es gibt sehr viele Hilfsorganisationen, die auch in Syrien unterstützen. Wir empfehlen jedem Menschen, der Spenden will sich genau anzuschauen, was mit dem Geld passiert. Hier helfen die Auswertung der Online-Zeitungsartikel und das Verfolgen der generellen Medienberichterstattung. In Orten, an die wir als Ehrenamtliche auf Grund der Lage nicht verlegen können, gibt es sehr gute Spendenorganisationen. Diese sind häufig weniger auf dem Radar. Nach einer kurzen, aber gewissenhaften Auswertung der öffentlichen Quellen findet man sicher die richtige.

Die Schwabenhilfe Augsburg wird auch nach diesem Einsatz noch einmal eine ganzheitliche Spendenaktion durchführen, die dann gegebenenfalls auch grenzübergreifend stattfindet. 

Wir sind uns bewusst, dass die Wortwahl vorsichtig formuliert ist, bleiben aber unserem Grundsatz treu:

Wir versprechen nichts, was wir nicht halten. Dafür stehen wir dann für unser Wort.

Nachdem wir vorhin bei unserer Gastfamilie zu Mittag gegessen haben, sitzen wir jetzt wieder auf den Fahrzeugen, beziehungsweise deren Ladeflächen, um die nächsten Spenden auszufahren. 

Bis später!

17.02.2023 – Vormittag

Gestern wurden wir abends zum Schlafen in ein Haus eingeladen. Verständlich, dass die Bewohner ungern in ihre eigenen vier Wände zurückkehren. Die Nachbeben, ständige Begleiter unseres Aufenthaltes hier, sind dort deutlich stärker zu spüren als im Freien, denn das gesamte Haus bewegt sich.

Dennoch waren die erste Dusche seit letztem Samstag, das leckere Essen und der warme Ofen eine gute Abwechslung. Auch das Schlafen ohne Temperaturen um den Gefrierpunkt ist angenehmer.
Zigtausende Menschen müssen allerdings immer noch im Freien leben.

Aus diesem Grund fahren wir heute mit euren Spendengeldern 100 Öfen, 10 Generatoren und Dinge, die diese Umstände erträglicher machen, in Dörfer der Region Hatay.

Danke allen Spendern für das Vertrauen in uns und unsere Arbeit! Danke an alle Spender, dass ihr an Menschen in Not denkt!

16.02.2023

Donnerstag und somit der vorletzte Tag unserer Anwesenheit im türkischen Erdbebengebiet.

Wir waren ursprünglich dafür eingeplant, wieder beim Bergen von Verstorbenen zu unterstützen. Doch wie so oft kam eine neue Meldung rein, der wir uns widmen sollten.
Nichts ist so beständig wie die Lageänderung.

Aus Ankara kam die Info, dass ein gehörloser Mensch mit den dortigen Helfern Verbindung aufgenommen hat und noch leben solle. Außerdem wurde uns die Adresse und das Stockwerk seiner Wohnung, nämlich das fünfte und oberste des Hauses, genannt.

Zuallererst galt es, sich in Antakya durch die Stadt zu kämpfen. Da wir einen Linienbus mit sehr fähigem Fahrer bekommen haben, gab es bei der Unterbringung der Ausrüstung (inklusive Generator, Bohrhämmern, Brecheisen, Sprit, etc.) kein Problem.
Unter normalen Umständen findet man in Antakya mit einer Adresse nahezu jedes Haus. Aufgrund der allgemeinen Umstände gab es hier leider eine Besonderheit. Drei eigentlich einzeln stehende Häuser bildeten eine einzige Trümmermasse.

Auf Nachfrage konnte uns glücklicherweise eine Nachbarin mithilfe eines bestimmten Merkmals der Außenfassade den Teil der Häusermasse identifizieren, in dem sich auch die Person befinden sollte.
Wir hatten durchaus Hoffnung fündig zu werden, denn einige Wohnräume der vierten Etage waren kaum beschädigt. Zwar wurde das oberste Stockwerk schon abgetragen, doch viele Bewohner wurden auf der Flucht verschüttet. Daher lag der Schwerpunkt auf der Freilegung des Treppenhauses und später, nachdem wir darauf gestoßen sind, des Aufzugschachts.

Argentinische Spezialisten, holländische Hundeführer und wir Augsburger versuchten, nach einer Begehung beziehungsweise Bekriechung der noch teilstehenden Etage, uns Raum für Raum und dann Stockwerk für Stockwerk vorzukämpfen. Unterstützt wurden wir von einem türkischen Baggerfahrer, der die Schaufel äußerst professionell und zielgenau entsprechend unserer Absicht einsetzte. Obgleich die Hunde wegen einer sich in der Nähe befindenden Leiche starke Riecher brauchten, schlugen sie auch bei Abtragung der Räume und Stockwerke immer wieder an der gleichen Stelle an.

Was diesen Einsatz für alle Beteiligten schwierig machte, war die Tatsache, dass die Trauernden der eben genannten Leiche wegen unserer Suche nach dem Vermissten auf die kurz bevorstehende Bergung der Person weiter warten mussten.

Man kann nur erahnen, wie die Gefühlslage dieser Mitmenschen war, aber unser neu dazugestoßenes Teammitglied Yalle konnte den Trauernden dank seiner Türkischkenntnisse die Bedeutung der Tätigkeiten erklären.

Nachdem die Argentinier abgezogen waren, um weiteren Lebendmeldungen nachzugehen und auch die Holländer mit den Hunden an andere Einsatzorte geschickt wurden, lag es an uns zu versuchen, Klarheit zu schaffen.
Trotz des Aufreißens des Aufzugschachtes und immer neuen Ansätzen zum Stockwerkdurchbruch kam mit einsetzendem Verwesungsgeruch und der Sicht auf die komplett in sich zusammengedrückten, von uns geöffneten Stockwerke die Erkenntnis, dass hier nichts mehr zu machen ist. Die Suche nach der gehörlosen Person wurde deshalb eingestellt.

Eine äußerst unzufriedene und auch niederschlagende Einsicht, aber Stockwerk um Stockwerk abzutragen, wird noch Tage in Anspruch nehmen.

Allen, die bei diesem Erdbeben ihre Angehörigen verloren haben, möchten wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen und versichern, dass sie in den Gedanken an die Toten nicht allein sind.

15.02.2023

Nachdem ihr gestern nichts von uns lesen konntet, möchten wir uns heute wieder aus der Türkei melden.

Der Montagabend lief für uns ruhig aus. Am Krankenhaus, wo wir zur Unterstützung der Leichenbergung eingesetzt waren, führten mehrere Lageänderungen am Ende dazu, dass erstmal mit Baggern um die lokalisierten Stellen herum gearbeitet werden musste. Die eingesetzten Fahrer von AFAD, der türkischen Katastrophenschutzbehörde, haben ähnlich viele Lageänderungen und versuchen den internationalen Helfern rund um die Uhr einen Transport zu gewährleisten. Da immer noch Lebende geortet wurden, werden die Verbindungsstraßen natürlich für priorisierte Einsatzfahrzeuge freigehalten, was dementsprechend auch mal zu stundenlangen Wartezeiten führen kann. Dies wird mit absolutem Verständnis hingenommen.

Irgendwann waren wir dann zurück und unsere Gastfamilie hatte extra für uns etwas zu Essen aufgehoben. Aus Angst vor Nachbeben leben auch sie aktuell in ihrem Garten und wir sind sehr dankbar, dass sie uns trotz ihrer persönlichen Situation aufgenommen haben und sich um uns kümmern, mit Fahrdiensten, Hilfe und Essen.

Am Dienstag bekamen wir noch eine Liste mit Orten, welche bei der Versorgung bisher nicht so stark berücksichtigt werden konnten. Dies sind vor allem Dörfer, die nicht in der Nähe zu Städten liegen.

Unsere Gruppe ist indes mittlerweile angewachsen. Die Bereitschaft zu reisen, um anderen Menschen zu helfen ist ein schönes Zeichen!

Gleichzeitig kann so ein Zuwachs auch zu Unstimmigkeiten in den Verfahrensabläufen führen. Unnötigerweise kam noch dazu, dass Infos über die Ortschaften, inklusive Bewohneranzahl und benötigter Güter, offensichtlich nicht auf dem aktuellen Stand und auch die fast schon „typisch deutsche“ Kompetenzproblematik in gewissen Bereichen zu spüren war. Trotz allem konnte geholfen werden, wenn auch nicht in dem Maß, wie wir es von uns selbst gewohnt sind und einfordern.

Positiv bleibt aber festzuhalten, dass wir wieder Helfer aus Schwaben, dieses Mal sogar aus Augsburg, getroffen und sie sich uns angeschlossen haben. Als Profis im Bereich der Häuserstatik wird ihr Einsatz jetzt dann erst richtig losgehen. Aber die Antwort auf die Frage, wann sie wieder abreisen würden, lässt keine Zweifel an ihrer Solidarität: „Wenn wir nicht mehr gebraucht werden.“

Heute früh ging’s für zwei von uns mit Abdullah, dessen Wagen wir gestern befreit hatten, Richtung Adana um Spenden zu besorgen, die momentan noch nicht ganz oben auf der Liste stehen, aber dennoch wichtig sind. Zudem mussten wir noch Absprachen bezüglich des morgigen Donnerstages treffen.

In Adana selbst waren wir auf dem Markt, wo Dinge wie Mehrfachstecker, Stirnlampen oder Batterien, aber auch Sachen wie Wäscheleinen, Klammern, Tape, Feuerzeuge und jede Menge andere Güter gekauft wurden. An solche Waren denkt man im ersten Schritt eventuell gar nicht, wenn man die Folgen eines Erdbebens vor Augen hat. Die Menschen leben aber aktuell in ihren Gärten oder am Straßenrand und müssen sich dort irgendwie organisieren.

Für die Kinder, die ebenfalls in Trauer sind, weil sie Angehörige verloren haben und frieren oder weil das Haus nicht mehr steht, haben wir Malbücher, Stifte und Spielsachen wie Bälle, Luftballons, etc. gekauft. Das werden wir bei unserem morgigen Einsatz in der Stadt, aber auch bei noch geplanten Aktionen am Abend auf den Dörfern verteilen. Außerdem sind Mitarbeiter vom psychosozialen Dienst an uns herangetreten, welche Kinder in Zeltlagern mitbetreuen. Natürlich unterstützen wir auch diese Profis mit Spenden bei ihrer Arbeit.

Der zweite Trupp war heute zu einer Vorerkundung in einem Dorf in den Bergen und konnte – Gott sei Dank – Entwarnung zu der Meldung geben, die wir gestern von einheimischen Rettungskräften bekommen haben. Es wurde verlautet, dass noch keinerlei Hilfe ankam, was bei persönlichem Erscheinen heute verneint werden konnte. Auch die dort befindlichen Häuser sind nicht so stark beschädigt wie zum Beispiel in Antakya.

Danach sind sie wieder zur Unterstützung bei der Bergung von Verstorbenen ausgerückt. Zur Nachbereitung haben wir auch dafür heute eingekauft, Desinfektionsmittel, Bürsten und weiteres.

Die türkischen Geschäftsleute kommen uns derweil alle sehr entgegen. Sie machen günstigere Preise oder fahren uns, wie beispielsweise heute, den halben Tag durch ihre Stadt, damit wir Bankgeschäfte und Organisatorisches im Vorgriff auf Anschaffungen erledigen können.

Abdullah geht nachts ins Bett, steht kurze Zeit später wieder auf, um uns dann pünktlich um 06:00 Uhr (was bei ihm 20 Minuten früher heißt) abzuholen und mit uns Spenden auszuliefern. Alle versuchen, wie wir auch, im Rahmen des Möglichen zu helfen. Auch wenn, wie bei Abdullah selbst, das Haus betroffen ist und er sicher, wenn sein Charakter nicht dermaßen stabil und beispielgebend wäre, etwas Dringlicheres zu erledigen hätte.

Die Menschen frieren, verzweifeln und hadern hier mit ihrem Schicksal, denn jeder hat Freunde, Familienangehörige oder die ganze Familie verloren.

Die Energiekrise, die Heizung zwei Grad niedriger zu stellen oder beim Stromverbrauch zu sparen, ist in den meisten Gebieten kein Thema. Es gibt im Freien gar keine Heizung. Der Strom kommt, wenn überhaupt, aus einem Generator. Die Sorge dreht sich eher darum, wie man zu einer Tankstelle kommt, um Benzin oder Diesel zu kaufen, damit man nachts mit seinen Kindern nicht im kompletten Dunkel sitzt und sich den Schlafplatz am Waldrand mit Tieren teilt. Das alles im Februar und teils in den Bergen.

Gewaschen wird sich am Bach oder aus Wasserflaschen. Die Notdurft versucht man halbwegs ungestört im Wald oder auf einer Wiese zu erledigen.

An dieser Stelle nochmal der Dank an alle Spender! Wir versuchen eure Spendengelder nach bestem Gewissen einzusetzen und dort Not zu lindern oder Lücken zu schließen, wo es den Betroffenen momentan nicht in Gänze möglich ist. Deshalb die Bitte an alle, die noch zögern: Schaut nicht weg!

Es sind unsere Schwestern und Brüder, deren Verwandte wir aus dem Kindergarten, der Schule, vom Arbeitsplatz oder der Uni kennen und mit denen wir zusammen auch das Stadtbild von Augsburg prägen.

Lasst uns gemeinsam anpacken, damit in Zukunft das größte Streitthema zur türkischen Kultur wieder sein wird, wo es den besten Döner in der Stadt gibt.

Wir sind Augsburg, wir sind Schwaben – Solidarität ist unsere Waffe!

13.02.2023

Als wir gestern eigentlich zu unserem Schlafplatz aufbrechen wollten, erreichte uns die Meldung, dass es noch zwei überlebende Kinder in einem eingestürzten Hochhaus gibt. Von dem türkischen Trupp des ersten Hauses wurden wir gefragt, ob wir unterstützen können. Dies war für uns selbstverständlich. Da das Hochhaus nur 1,3 km entfernt lag, entschieden wir uns für den Eilmarsch zu Fuß um Zeit zu sparen.

Vor Ort waren schon zahlreiche Helfer und nach mehreren Ansätzen konnten nicht nur die Körper der beiden Kinder, sondern auch deren Mutter mit Wärmebildkamera und Sonar geortet werden. Nach circa fünf Stunden Arbeit übernahmen gegen 02:00 Uhr die Bergwerksleute die Unglücksstelle im Krater und wir stellten die Arbeit ein.
Gegen 04:00 Uhr konnten wir in unserem Lager bei einer netten Familie den Schlafsack beziehen. Zu unserer Freude haben die Gastgeber im Laufe des Tages ein größeres Zelt organisiert. Dadurch hatten wir nach einem kurzen Schlaf zumindest trockene Schlafsäcke und Kleidung. Anschließend ging es für uns nach einer Grundorganisation wieder in die Stadt, um einen weiteren Beitrag leisten zu können. Dort unterstützten wir die Leichenbergung am Krankenhaus von Hatay.
Aufgrund der Meldung, dass es noch Hoffnung für eine Person in einem Anbau gibt, verlegten dort zwei Leute unseres Trupp hin. Leider konnte der Mensch nur tot geborgen werden.

12.02.2023

Wir sind heute früh zum Infostand der freiwilligen Helfer. Dort hat sich uns ein Feuerwehrmann und Notfallsanitäter aus Hamburg angeschlossen, der hier seit 3 Tagen als Freiwilliger im Einsatz ist.
Es ging für uns zu einem Haus, bei welchem während dem Beben zwei Stockwerke in den Boden gedrückt wurden. In den unteren beiden Stockwerken haben sich Hohlräume gebildet, aus einem drangen heute Morgen noch Klopfzeichen.
Eine teilverschüttete Leiche befindet sich noch im hinteren Teil des Gebäudes, im weiteren Verlauf wurde noch ein Verstorbener geborgen, aber die Priorität liegt auf einem vermissten Mädchen im Jugendalter.

Obgleich keine Lebenszeichen mehr zu vernehmen waren, hat der Spürhund eines französischen Teams, welcher darauf trainiert ist, lebende Menschen aufzuspüren, an zwei Stellen angeschlagen.
Deswegen haben wir die Arbeiten bis zum Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt. Aufgrund von einmaligem Absacken des linken Teils des einsturzgefährdeten Hauses war auch ein Bagger im Einsatz. Mit diesem konnte des Haus abgestützt werden und dadurch weitergesucht werden.
Alle Beteiligten arbeiten professionell und Hand in Hand.
Leider haben vier Teams aus drei Nationen bis dato nicht ausgereicht, um zu dem verschütteten Mädchen und dem weiteren Toten vorzudringen. Die Stockwerke sind zu extrem ineinander verschoben.
Zudem muss die Arbeit mit Bohr-, Vorschlaghammern und Spitzhacken ständig beobachtet werden, um Helfer bei einem möglichen Einsturz zu evakuieren.

Die Familie des verschütteten Mädchens verweilt auch die Nacht über weiter vor dem Haus, um ihre Tochter nicht alleine zu lassen. Wir haben noch kaputte Möbel aus dem Haus getragen, dass diese Familie zumindest etwas Feuer machen kann.
 
Da gestern in deutschen Medien zu vernehmen war, dass es zu innertürkischen Auseinandersetzungen gekommen sei und Schüsse zu vernehmen waren, aufgrund derer Teile der NGOs die Arbeit eingestellt haben, sei von uns gesagt:
Überall werden wir dankbar und freundlich behandelt. Durch unsere Kontakte vor Ort haben wir erfahren, dass die türkischen Sicherheitskräfte robust gegen Plünderer vorgegangen sind und diese an weiteren Plünderungen gehindert haben.

Wir sind aber auch erst seit kurzem vor Ort, können nicht überall sein und wollten euch diese Info trotzdem nicht vorenthalten.

Wir arbeiten weiter!

11.02.2023

Wir sind gelandet und haben Benzin für Generatoren eingekauft. Wir verlegen jetzt ins vom Erdbeben getroffene Gebiet.

Ankunft in der Türkei