In kleinen Schritten – Rückblick auf die Teilsanierung der Ulrichschule

Draußen herrschte blühendes Leben, Kinder ließen Seifenblasen hochsteigen, Eltern lachten den beginnenden Sommerferien entgegen und Schwabenhelfer unterstützten das geschäftige Treiben mit dem Verkauf von Nahrungsmitteln. Mitten in der Augsburger Innenstadt. Drinnen ein Kontrastprogramm, von Wänden herunterblätternder Putz, schimmlige, nach Fäkalien stinkende Toiletten und heruntergekommene, lange Gänge. Mitten in der Augsburger Innenstadt.

So gestaltete sich Ende Juli die Szenerie, als in der Hallstraße ein Straßenfest gefeiert wurde, das als Auftakt zu den Arbeiten in der Ulrichschule diente. Einen Tag später wurden auch schon die Bohrhämmer geschwungen, um diese unwürdigen Zustände zu beseitigen. Sprechen wir bei Katastropheneinsätzen von Fitnesskellern, gingen wir diesmal in den Fitnesstoiletten unserer Zerstörungswut nach. Reihe um Reihe, Raum nach Raum purzelten die Fliesen von den Wänden, selbst Bud Spencer wäre angesichts des Einsatzes für anständige Klosetts stolz gewesen.

Nachdem neue Fliesen an die Wände geworfen und frischer Boden verlegt wurde, montierten wir teilweise die bisherigen, aber bis ins Kleinste gereinigten Kloschüsseln (insofern es noch zumutbar war) und stellenweise auch komplett neue Schüsseln. Zusätzlich bekamen alle Wände in den Toiletten und auch die Trennwände zwischen den Toilettenkabinen einen frischen Anstrich, letztere wurden im Zuge dessen neu montiert.

Darauf lag definitiv unser Hauptaugenmerk, doch auch im Treppenhaus und in den Gängen klatschten wir neue Farbe an die Wände, schliffen unsaubere Stellen (und davon gab es viele) penibel ab und verpassten den Holztreppen eine Generalsanierung. Im Grunde wurde jeder Stein, der sich außerhalb der Klassenzimmer befand, mehrmals umgedreht und entweder weggeworfen, abgeschliffen, abgeklebt, bemalt oder weggehauen.

Nun werdet ihr vermutlich lachen, wenn ihr erfährt, dass diese wenigen Absätze Arbeit von insgesamt sechs Wochen zusammenfassen. Doch auch wir mussten leidlich erfahren, dass auf einer Baustelle nie alles glatt läuft und manchmal Dinge doppelt und dreifach gemacht werden müssen, bevor sie zufriedenstellend abgeschlossen werden können. Und selbst dann kann es nach etlichen Tagen noch zum bekannten „Kommando zurück“ kommen. 

Keine Hilfe dabei waren ganz klar die vereinzelten Stadtvertreter, die hin und wieder auftauchten und nach Unterstützungsmöglichkeiten fragten, nach konkreter Benennung einzelner Punkte aber kleinlaut wurden und sich hinter dem anscheinend so hohen Schuldenberg der Stadt Augsburg verkrochen.

Ganz anders aber: ihr! Egal ob es Geldspenden waren, kleine wie große, oder tatkräftige Unterstützung, gleichgültig, ob nur für ein paar Stunden oder gleich mehrere Tage, oder ehrenamtliche Caterer, die für einen Tag da waren oder öfter auftauchten – ihr wart wie immer großartig! Nur durch einen solchen Zusammenhalt sind Projekte dieser Größenordnung möglich.

Doch was sollen wir sagen? Ein paar Wochen nach Fertigstellung der Arbeiten titelte die lokale Gazette: „Stinkende Schultoiletten: Stadt Augsburg legt ein Sanierungsprogramm auf“ – als Titelbild der Hof der Ulrichschule während unseres Einsatzes. Bis Ende des Jahres sollen schließlich zwei Millionen Euro in einen exklusiven Topf zur Sanierung von Augsburger Schultoiletten fließen. Nun mag der dazugehörige Antrag womöglich schon vor unseren Plänen eingereicht worden sein. Die zeitliche Nähe zwischen Sanierungsende und Antragsbewilligung zeigt dennoch, dass es sich lohnt, Dinge selbst anzupacken und nicht bis zum Erbrechen auf Hilfe von höherer Stelle zu warten. 

Wir hoffen somit, dass die Kinder der Ulrichschule nicht mehr kotzen müssen, wenn sie ihre Toiletten betreten.

Auf Augsburg!

Schwabenhilfe Augsburg im Oktober 2024